Am Donnerstag den 05.11.2015 lud das GTC, (Gründer-und TechnologieCentrum in Gummersbach) zur Ausstellungseröffnung „Meine Zukunft: Chefin im Handwerk“, ein.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zusammen mit der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks haben das Projekt ins Leben gerufen und macht nun für einige Wochen Station im GTC in Gummersbach.
Susanne Roll, Gründerin und Geschäftsführerin des GTC, empfing und begrüßte Ihre Gäste im Foyer des GTC´s mit einer erstaunlichen Rede. Wussten Sie dass erst in den letzten 45 Jahren das Gesetz geändert wurde, das Frauen selbstständig und eigenmächtig arbeiten dürfen, ein eigenes Konto eröffnen ohne Einwilligung des Ehemannes ? Erst 1977 wurde das Gesetz verabschiedet. Noch bis 1958 hatte der Ehemann das alleinige Bestimmungsrecht ob seine Frau arbeiten gehen darf.
Um so erfreulicher ist es, dass sich heutzutage immer mehr Frauen wagen, ihr eigener Chef bzw. Chefin zu sein. Noch zu wenige sind es in männerdominierenden Handwerksberufen. Jährlich werden 18000 Handwerksgründungen von Frauen beantragt, davon aber ¾ in typischen Frauenberufen wie z.b. Floristin, Friseurinnen, Kosmetikerinnen. Nur 16% der Gründungen erfolgt in einem typischen Männerberuf, 9% im Oberbergischen. Darunter durchaus Bestatterinnen, Steinmetze und Dachdeckerinnen.
Dabei sind Frauen keineswegs die schlechteren Geschäftsführer/innen. Frauen gründen anders. Sie sind krisenbeständiger, meist kritischer und sorgfältiger in der Auswahl der Kunden. Auch wenn Sie manchmal von der Kundschaft nicht richtig ernst genommen werden, gerade in einem Männerberuf erwarten viele Kunden einen Mann als Chef. Das belächelt Frau Dörmbach nur. Solche Leute gibt es immer, sind aber eher die Ausnahme. Auch Frau Scholz ist es schon passiert, aber sie sind früher oder später doch alle zu ihr gekommen. Auf die Frage hin, ob denn die Mitarbeiter eine Frau als Chefin akzeptieren, kann sich keine der Frauen beschweren. Es sei noch nie zu Streitigkeiten gekommen, eher im Gegenteil, sie werden alle zuvorkommend behandelt. Auch, wenn der Meisterbrief an der Wand hängt, die Kompetenz und Berufserfahrung der älteren Mitarbeiter wird aber auch nicht in Frage gestellt, im Gegenteil: „bei Fragen wird ihr Rat gerne angenommen“, so Frau Weichel. Die Aussage einer Zeitung Männer haben Angst eine Frau als Chefin zu haben wurde hier klar wiederlegt. „Eine Frau muss sich in Ihrer Postion behaupten können, ihren eigenen Stil entwickeln und dazu stehen“, bemerkte Frau Roll. Frauen im Handwerk sind kritischer in ihren Werken, sie wollen ihrem eigenen Anspruch gerecht werden. Aber wer ist der bessere Mitarbeiter ? Unter Frauen kommt es häufig zum Zickenalarm, sie fühlen sich ungerecht behandelt etc., diese Erfahrung musste Frau Sommer leider machen. Im allgemeinen Umgang miteinander punkten hier wohl die Männer.
Den Business Club oder das Netzwerk der Handelskammer wird leider nicht so genutzt, wie es sich Dirk Hecking wünscht. Auch der Unternehmerinnentreff der ganz neu ins Leben gerufen wurde, kann bis jetzt von den Oberbergerinnen noch nicht so genutzt werden, denn die Zeit lässt es einfach nicht zu. Nach der Arbeit noch nach Köln, das ist zu weit. Man (Frau) nutze doch eher Facebook um neue Kontakte zu finden. Zudem müssen sie teilweise noch die Kinder versorgen, dabei werden Rechnungen und Angebote auch mal in die Nacht verschoben. Alles unter einen Hut zu bringen ist täglich ein Spagat der organisiert werden muss, allen gerecht zu werden und die Liebe dabei nicht vergessen.
Eine Anregung für die Handwerkskammer auch im oberbergischen einen Treff zu gründen. Frau könne aber auch der Organisation von Frau Hohmut beitreten. Sie selbst ist als Quereinsteigerin in den Betrieb ihres Mannes gekommen und weiß, was für eine harte Arbeit das sei. So etwas geht langfristig nur mit der Unterstützung des Ehepartners.
Mit dem Abschlußworten von Herrn Niemczewski „Talent kennt kein Geschlecht“ wurde die Diskussion beendet. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion konnten die Gespräche in gemütlicher Runde weitergeführt werden.
In der Podiumsdiskussion stellten sich 7 starke Frauen und 1 mutiger Mann den Fragen von Lars Niemczewski, Pressesprecher von der Firma Schmidt und Clemens.
Es diskutierten:
-Lina Sommer – Fotostudio Sommer in Gummersbach – seit 2005 selbstständig – 2 Angestellte und 2 Kinder
-Anke Dörmbach – Dachdeckerei Günther Dörmbach GmbH – hat 2008 den väterlichen Betrieb übernommen – 8 Angestellte und 6 Aushilfen
-Angela Weiche – Schreiner Weiche aus Bergneustadt – übernahm 2010 den elterlichen Betrieb – 5 Angestellte
-Katja Hinze-Thüs – Gold- und Silberschmidemeisterin – seit 2006 selbstständig – 1 Sohn
-Susanne Roll – Gründerin – und Geschäftsführerin GTC – Existenzgründerberatung
-Petra Hohmut – 1. Vorsitzende Arbeitskreis Unternehmerfrauen im Handwerk e.V.
-Elke Scholz – Ottinger KFZ Meisterbetrieb – 4 Angestellte – 1 Kind
– Dirk Hecking – Abteilungsleiter Handwerkskammer zu Köln – kaufmännische Unternehmungsberatung
Die Ausstellung kann noch bis zum 10.Dezember besucht werden. Mit der Ausstellung soll jungen Frauen Mut zur Selbstständigkeit im Handwerk gemacht werden.
Text: Alexandra Rüsche
Bilder: Sven Oliver Rüsche