„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Manche Sätze erscheinen einem ganz normal, bis man sie in eine Fremdsprache übersetzt. Die eigenen Gewohnheiten werden so sehr zu einem Teil von einem selber, dass man sie nicht bemerkt, bis einem auffällt, dass es in anderen Kulturen ganz andere Gewohnheiten gibt.
Diese Erfahrungen machten in der Woche vom 8.-15. Juni 17 Schüler und Schülerinnen der Gesamtschule Waldbröl, die mit ihren Französischlehrern Jakobus Bönisch und Inga Birr zum Gegenbesuch ihrer Austauschschüler in Vire (Normandie) unterwegs waren.
Die Jugendlichen waren beeindruckt von der Wattwanderung zum Mont Saint Michel und der Stadt Saint Malo in der Bretagne. Auch haben sie die Glockengießerei in Villedieu les Poèles besichtigt, die u.a. die Glocken von Notre Dame in Paris hergestellt hat und noch eine Manufaktur der traditionellen Art repräsentiert. Die Hauptmotivation, die die jungen Menschen bei der Anmeldung zum Austausch hatten, war jedoch eine fremde Kultur zu erleben. Fremd war vor allem Alltägliches wie die Art der Mahlzeiten. Dass die Franzosen wenig Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen, dafür in vielen Familien sowohl mittags als auch abends reichlich und lange gegessen wird, war tagtäglich Thema bei den deutschen Jugendlichen.
Natürlich haben sie auch die Schule besucht, die anders als in Deutschland erst um 17 Uhr zu Ende ist, da die Mittagspause zwei Stunden dauert.
Aber natürlich gab es unter den Jugendlichen vor allem Gemeinsamkeiten, so dass sich die Gruppe sehr gut verstanden hat und Freundschaften entstanden. Dies war auch die Botschaft, die den Schülern und Schülerinnen beim herzlichen Empfang im Rathaus mitgegeben wurde: Die deutsch-französische Freundschaft, deren Grundstein vor 50 Jahren von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer gelegt wurde, sei die Grundlage für den Frieden in Europa. Diese Freundschaft nun weiterzuführen sei Aufgabe der Jugendlichen, weshalb sich die Vertreter der Stadt Vire besonders über diesen deutsch-französischen Austausch freuten, der nun bereits zum dritten Mal zwischen der Gesamtschule Waldbröl und dem Collège St. Jean Eudes in Vire stattfand.
Auf der Rückreise mit der Bahn machte die Gruppe noch einen Stopp in Paris. Von Sacré Cœur aus genossen sie einen Blick auf die verschiedenen Wahrzeichen der Stadt, die aus dem Französischunterricht bekannt waren.
Auch bekannt war die französische Vorliebe für Streiks. Der Streik der Bahn wurde aber zum Glück am Vorabend der Abreise niedergelegt, so dass die Rückreise planmäßig stattfinden konnte und alle wohlbehalten, wenn auch erschöpft, zu Hause ankamen.
Ein Schüleraustausch ist immer auch eine große Herausforderung und Anstrengung für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, zwischen denen manchmal trotz Sprachhürden und kultureller Unterschiede langjährige Freundschaften entstehen.
Dies lässt dann wirklich manchmal an Märchen denken, deren letzter Satz im Französischen übrigens lautet: „Sie lebten glücklich und zufrieden und bekamen viele Kinder.“