Ausflugsbericht von Nathalie Jaeger.
Stürmisch kamen uns unzählige Menschen am Flughafen in Santiago de Chile entgegen, die mit ihren Plakaten wedelten, um uns zu Taxifahrten zu überreden. Müde und verwirrt wichen wir ihnen aus, um uns an einem Platz, etwas entfernt von ihnen, zu sammeln und unseren Plan für den Tag zu besprechen.
Auch dieses Jahr reisten 15 Schüler der Gesamtschule Waldbröl und 2 Lehrerinnen, Frau Gaibur und Frau Schoden nach Chile.
Unser Plan für die insgesamt 4 Wochen war es, soziale Projekte , wie das Helfen in einer chilenischen Tafel oder der Besuch von staatlichen und privaten Schulen sowie einem Kinderheim durchzuführen. Außerdem hofften viele von uns, die spanische Sprache zu verbessern und die Kultur eines Entwicklungslandes besser kennenzulernen.
So kamen wir an diesem Morgen, dem 15. Oktober 2011, nach 14 Stunden Aufenthalt im Flugzeug, am Flughafen in Santiago de Chile an. Nachdem wir mithilfe von Josefa, die Nichte von Frau Gaibur, zu unserem Hotel gefahren waren, hatten wir den restlichen Tag Zeit, um uns in dem naheliegenden Park auszuruhen und uns Proviant im Supermarkt zu kaufen.
Denn schon am nächsten Morgen sollten wir zu unserer Reise, zu dem 13 Stunden entfernten Puerto Varas und Puerto Montt, aufbrechen, wo wir dann von unseren Gastfamilien herzlich aufgenommen wurden.
Hier verbrachten wir 3 Wochen, in denen wir die staatliche Schule, die private Schule, die Tafel und das Kinderheim in Puerto Varas besuchten.
In der staatlichen Schule, in der uns alle Kinder freundlich, aufbrausend begrüßten und uns neugierig über unser Land ausfragten, führten wir die ersten Taten unseres sozialen Projektes durch. Da uns der Schulhof so trist und öde erschien, malten wir Spiele wie „ Hüpfekästchen“ auf den Boden und verschönerten die Schule mit einer großen Sonne, die wir an die Wand pinselten.
„ Ich glaube, wir haben den Kindern ein großes Geschenk gemacht. Es ist unübersehbar, wie glücklich sie sind und uns dafür danken, auch wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen.“ teilt einer der Schüler mit, der von lächelnden Kindern umarmt wird.
Die Mehrheit der Bevölkerung besucht die staatliche Schule, da die Eltern aus finanziellen Gründen, nicht die Moeglichkeit haben, ihre Kinder in eine andere Schule zu schicken. So war es auch für uns eine Freude, zu sehen, dass sie nun endlich in den Pausen spielen konnten und nicht auf ein ödes, graues Gebäude starren müssen.
Zudem durften wir uns den Unterricht ansehen, um nachher Unterschiede, zwischen der staatlichen und privaten Schule, auszumachen
Die Klassen, der staatlichen Schule, erschienen sehr überfüllt, in jeder Klasse gibt es ungefähr 35 Schüler. Diese nehmen keine Rücksicht auf die anderen . Auf einigen dieser Schulen ist es nicht möglich, Fremdsprachen zu lernen,da nur der wichtigste Lernstoff durchgenommen wird. Ganz anders ist eine private Schule. Haben die Eltern genügend Geld, können sie ihr Kind in diese Schule schicken. Obwohl pro Monat ungefähr 200.000 Pesos bezahlt werden müssen, können sie hier Fremdsprachen wie Englisch, Deutsch oder sogar Französisch lernen. Der Vorteil dieser Schulen liegt auch in der besseren Lehrkraft und in der Aufteilung der Klassen. Diese sind geringer besetzt .Das Verhalten der Schüler war höflicher, teilweise konnte man sich mit ihnen gut auf Englisch unterhalten, obwohl auch das Lernniveau dieser Schule unter dem der Schulen in Deutschland liegt.
In der Tafel trafen wir auf obdachlose Menschen, die nicht genügend Geld hatten, um sich zu ernähren. Wir kochten für sie, teilten das Essen aus und säuberten nachher den Essraum und die Küche. “ Für mich war dieses Ansehen kaum vorstellbar. Natürlich gibt es in Deutschland auch Tafeln und Organisationen, die armen Menschen helfen, dennoch ist die Armut in Deutschland mit der in Chile kaum zu vergleichen.” berichtet eine Schülerin.
Im Kinderheim wechselten wir uns mit der Betreuung der Kinder ab, da die Trennung sonst für die Kinder und für uns zu schwer gewesen wäre. Diese wurden von ihren Eltern abgegeben oder durch das Jugendamt von ihren Eltern getrennt, da diese durch Alkoholkonsum oder Kriminalität unfähig sind, zu erziehen. Wir spielten mit ihnen und betreuten sie jeden Tag ungefähr 2 Stunden. Die Trennung war sehr schwer, da wir ein tiefes Mitleid für sie empfanden. Dennoch wurde uns versichert, dass sie in diesem Heim gut aufgehoben sind, zumindest besser, als bei ihren leiblichen Eltern.
Nach diesen 3 Wochen stand dann der Tag des Abschiedes,von unseren Gastfamilien, vor der Tür.
Schweren Herzens brachen wir am Samstagabend ,den 1. November 2011 auf, um nach Valparaíso zu fahren.
Nach 13 Stunden Fahrt mit dem Bus kamen wir in der “ bunten Stadt” an, die ihren Namen dank der auffällig bemalten Häuser und Straßen trägt. 3 Tage verbrachten wir dort in einem Hotel, wurden von Josefa umher geführt, spazierten am Strand entlang, grillten Abends und tauschten uns über unseren bisherigen Aufenthalt in Chile aus.
Am Dienstag erreichten wir dann wieder Santiago de Chile, wo wir uns bis Freitag aufhielten und die Möglichkeit hatten, einen kulturellen und politischen Einblick von der Stadt zu bekommen, indem wir das Regierungsviertel besuchten. Außerdem erlebten wir die Schülerdemonstrationen auf den Straßen in Santiago mit, die für eine kostenlose Schulausbildung kämpfen. Abends gingen wir aus und haben uns das Nachtleben von Chile angesehen.
Am Freitagabend hieß es dann : Adíos Chile und auf nach Deutschland.
“ Ich glaube ich würde es definitiv noch einmal machen. Durch die Reise nach Chile haben wir nicht nur einen kulturellen Einblick bekommen und die Sprache besser gelernt, wir haben uns untereinander auch besser kennengelernt und eine starke Gruppe gebildet.” erzählen zwei Schüler am Flughafen.
Nach einem Monat sind wir reifer geworden, haben viel gesehen, gelernt und wissen nun unser Leben in Deutschland zu schätzen.
Diese Reise hat uns geprägt, hat uns zusammen wachsen lassen und sie wird sicherlich in unvergesslicher Erinnerung bleiben.