Engelskirchen-Ründeroth – „Sehen, wo in NRW der Fortschritt sitzt, fragen, was noch besser werden kann“. Das hat sich André Stinka, Generalsekretär der SPD NRW, bei seiner Sommertour durch das bevölkerungsreichste Bundesland auf die Fahne geschrieben. Auf der Suche nach Firmen, Projekten und Einrichtungen, bei denen „die Zukunftsmusik schon heute spielt“, machte der NRW Landtagsabgeordnete aus Coesfeld am 15. Juli auch bei der im März eröffneten „Alternativen Tagespflege Uwe Söhnchen“ in Ründeroth Station. Begleitet wurde er von Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, dem parteilosen Landratskandidaten Jörg Bukowski und Vorstandsmitgliedern des SPD Kreisverbandes Oberberg.
„Hier erlebe ich eine ganz andere Atmosphäre als in den Neubau-Tagespflegen, die ich kenne“, lobte André Stinka das großzügige Ambiente in dem ehemaligen traditionsreichen Restaurant Baumhof. 14 Tagesgäste finden hier nach der Umgestaltung der Räumlichkeiten Pflege, Betreuung und ein, möglichst auf ihre Wünsche, Bedürfnisse und Möglichkeiten abgestimmtes Angebot. Als zukunftsweisend für Quartiersentwicklung im ländlichen Raum beurteilte Stinka, dass die Tageseinrichtung „mittendrin im Ort“ liegt. Auch das von Uwe Söhnchen vorgestellte Konzept, simple „Verwahrung“ zu vermeiden und„ individuelle Beschäftigungsangebote jenseits von Kinderbetreuung“ anzubieten“, überzeugte Stinka. „Ich will auch im Alter nicht Seilchenhüpfen oder Ausschneiden“, lachte er.
Moritz Heister machte als Pflegedienstleiter der Alternativen Tagespflege deutlich, wo er Handlungsbedarf für die Politik sieht. Im Moment werde eine ganze Generation von hochmotivierten und kenntnisreichen Fachpflegekräften im Gerangel mit den Krankenkassen und deren unterschiedlichen Vorgaben zur Kostenabrechnung „verheizt“. Es sei unverantwortlich, dass er als Leiter bis zu 80 Prozent seiner Arbeitszeit mit Bürokratie und Qualitäts-Dokumentation verbringen müsse. Um eine wirklich individuelle Betreuung der Gäste zu ermöglichen, sei ein besserer Fachpflegekraft-Schlüssel in der Tagespflege nötig. „Wir brauchen hier eigentlich eine ganze Stelle mehr!“ so Heister.
Weiteren Handlungsbedarf für die Politik sahen Pflegedienstinhaber Uwe Söhnchen und Tagespflegeleiter Moritz Heister bei der Fahrtdienstkostenregelung. Denn die sein nicht auf die langen Wege auf dem Land abgestimmt, sondern orientiere sich an städtischen Verhältnissen. Die Tatsache, dass es keine zuverlässige Finanzierung der Kosten gibt, wenn Gäste kurzfristig absagen, nannte Heister ebenfalls als Problem, das politische Entscheidungen nötig macht. „Wir wollen nicht mehr Gehalt für uns – aber wir wollen bessere Bedingungen und ein besseres Image für unseren Beruf“, gab Heister den Gästen aus der Politik mit auf den Weg.
André Stinka machte Mut, künftig in der Öffentlichkeit kämpferischer auf Missstände und die Belange der Tagespflege aufmerksam zu machen. Angesichts des demographischen Wandels sei es eine gesellschaftlich wichtige Frage, wie „gutes Leben im Alter organisiert wird, und was uns das wert ist.“
Textautor: Karin Vorländer