Gummersbach. Ihr zehnjähriges Bestehen nahm die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land e.V. zum Anlass zu einer gleichermaßen informativen wie unterhaltsamen Feierstunde im Kreishaus
Vor zahlreichen Gästen dankte Vorsitzender Uwe Söhnchen den etwa 65 Ehrenamtlichen, die an Demenz erkrankte Menschen stundenweise zu Hause betreuen und zugleich wichtige Ansprechpartnerinnen für Angehörige sind. In derzeit 150 Familien leisten sie pro Jahr insgesamt 10.000 Stunden Betreuung. Als Erfolgsmodell bezeichnete Uwe Söhnchen die Kurse, in denen die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land Demenzhelferinnen ausbildet. Mit ihrer wichtigen und anspruchsvollen Arbeit entlasten sie Angehörige und bieten Patienten Anregung, Abwechslung und Betreuung.
„Ich kann Sie nur beglückwünschen zudem, was Sie in den letzten Jahren erreicht haben“, würdigte Sozialdezernent Dr. Jorg Nürmberger die Arbeit des gemeinnützigen Vereins. Sein persönlicher Dank galt der 2. Vorsitzenden Ursula Wolf, für die Schulungen der Ehrenamtlichen und die Beratung von Angehörigen. Ursula Wolf bringt sich mit 20 Wochenstunden ehrenamtlich ein. Der Unterstützung des Kreises könne sich die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land auch in Zukunft sicher sein, versprach Nürmberger.
Mit der überraschenden Aufforderungen, das Publikum möge doch „Der Mai ist gekommen“ singen, verdeutlichte der Waldbröler Neurologe Dr. Michael Voßkämper, wie sich Alzheimer-Patienten fühlen. „Ihnen fehlt der Zusammenhang, sie sind ständig verunsichert, so Voßkämper. Dr. Beate Baumgarte, Chefärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Kreiskrankenhaus Gummersbach, verwies darauf, dass über 70 Prozent der Erkrankten zu Hause betreut werden. Eine Vernetzung und der Ausbau der Unterstützungsangebote seien dringend geboten. Zugleich gelte es, die häufig übersehenen Ressourcen von dementiell veränderten Menschen zu entdecken.
Einblick in den Stand der Alzheimer Forschung gab Dr. Thomas Kunczik, Geschäftsführer der Hirnliga und der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und–psychotherapie. „Es gibt keine Pille gegen Alzheimer“, brachte er das ernüchternde Ergebnis der gegenwärtig rund 30.000 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema Alzheimererkrankung auf den Punkt. Die wachsender Lebenserwartung und die Bevölkerungsentwicklung werde die Zahl der gegenwärtig rund 1,1 Millionen Betroffenen weiter steigen lassen. Hinzu komme, dass ein dramatischer Mangel an Pflegepersonal zu erwarten sei. Risikofaktoren wie etwa Übergewicht oder Bluthochdruck könnten dennoch gemindert werden, so Kunczik. Wenig Stress, mediterrane Ernährung, viel Bewegung, geistige Anregungen und eine positive Grundeinstellung zum Leben könne vorbeugen und tue auch Demenzkranken gut, so Dr. Thomas Kunczik in seinem mit Humor gewürzten Vortrag zum ernsten Thema Demenz.
Die Bonner Clownin Ida Maria Paul, alias Aphrodite, machte in ihrem halbstündigen clownesken Solotheaterstück „Mein anderer Ort“ respektvoll und heiter-beklemmend die verschiedenen Facetten dementieller Veränderungen deutlich.
In der abschließenden Podiumsveranstaltung waren sich die Vorstandsmitglieder der bergischen Alzheimer Gesellschaft einig, dass die Teilhabe von Alzheimer Erkrankten und ihren Angehörigen am gesellschaftlichen Leben eine wichtige Aufgabe der Zukunft sei.
Text: Karin Vorländer